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Ein ganzer Kerl

Eigentlich ist es immer ein riskantes Unterfangen, sich an Legenden heranzuwagen mit dem Ziel, hier und da noch etwas aufwerten zu wollen. Schließlich ist das große Vorbild unseres Testbasses sowohl optisch wie auch soundmäßig seit Jahrzehnten ein anerkannter Standard in der Musikszene. Und mit bloßem Abkupfern lockt man keinen Hund mehr hintern Ofen hervor. Gerade bei einer derart minimalistischen Ausstattung müsste es doch schwierig sein, überhaupt irgendwelche Ansatzpunkte für Verbesserungen zu finden ... weit gefehlt! Der FLEXX Peter4 belehrte mich nachdrücklich eines besseren.

Von Christoph Arndt

Bei Familie Weidner aus Duisburger klopft man an einer auf Wohlklang bedachten Adresse an. Die Weidners sind umgängliche, auskunftsfreudige Zeitgenossen, mit denen man am liebsten stundenlang fachsimpeln möchte. Jedenfalls ist mir ein Laden, der mit dem Slogan „In Good Sound We Trust“ wirbt, auf Anhieb sympathisch.

Die Firma FLEXX ist im Grunde ein Familien-Betrieb, unter dessen Dach zwei Unternehmen beziehungsweise Marken residieren: Zum einen die erst letztes Jahr aus der Taufe gehobene Marke FLEXX Basses mit Sohn Jürgen jr. und Tochter Steffi als Inhaber, zum anderen die von Vater Jürgen 2010 gegründete Marke Rheingold. Deren Geschäftszweck ist die Entwicklung und Vermarktung der gleichnamigen Röhren-Bassverstärker nebst passenden Boxen sowie der in der Szene wegen ihrer beeindruckenden Klangneutralität extrem gut beleumundeten Rheingold-Kabel aus hochreinem OFC-Kupfer mit patentierter loser Umhüllung aus Teflonfasern. Mit seinen 58 Lenzen ist der Seniorchef ein alter Hase im Musikbusiness. Ihn kann so leicht nichts aus der Ruhe bringen.

Die Produktpalette ist hüben wie drüben klein und übersichtlich; bräuchte es mehr, wäre es mit Sicherheit da. Erweiterungen des Sortiments sind zwar angedacht, jedoch im moderaten Rahmen. Diese Lässigkeit finde ich beeindruckend, ist sie doch Ausdruck für ein gesundes Selbstvertrauen in das, was man da tut. Offenbar machen die Weidners eine ganze Menge verdammt gut und richtig. Denn so mancher gestandene Profi, der sich gründlich und vor allem vorurteilsfrei mit den FLEXX-Erzeugnissen beschäftigt hat und bereit war, eine faustdicke Überraschung zu erleben, muss wohl hinterher ziemlich belämmert aus der Wäsche geguckt haben. Leute, die eigentlich nur kurz Hallo sagen wollten, blieben nicht selten sprachlos und mit vor Staunen offenem Mund stundenlang im Laden hängen und konnten es nicht fassen, was da gerade eben passierte, also welch betörende Klänge sich in ihren Gehörgängen schmeichelten.

Die Modellpalette der Flexx-Bässe ist an weniger als einer Hand abzählbar: Derzeit gibt es nur die F-Style-Modelle Peter und Jacob, die nachfolgende Ziffer verweist auf die Saitenanzahl. Die Flexx-Bässe sind ein heimisches Erzeugnis, komponiert und gebaut im eigenen Land. Lediglich die Korpusse werden in Spanien gefertigt und lackiert; Montage, Justierung und Endkontrolle erfolgen wiederum in Deutschland. Die Hardware stammt von den renommierten Markenherstellern Schaller und Wilkinson, wobei FLEXX dem Steg eine wesentliche Verbesserung mitgibt: Die langen unbequemen Madenschrauben der Saitenreiter werden durch kürzere aus Edelstahl ersetzt. Darüber freut sich jeder, der sich schon an ätzend weit herausstehenden, vielleicht sogar angerosteten Madenschrauben die rechte Hand blutig gerissen hat. Als Tonabnehmer fungiert ein Flexx P4 Modell, welches exklusiv von Christoph Dolf von der Firma Bassculture mit FLEXX entwickelt wurde. Was in dem schlichten schwarzen Gehäuse ohne sichtbare Polstücke steckt, habe ich nicht herausgefunden. Aber er ist richtig gut, so viel sei an diese Stelle schon mal verraten.

FLEXX legt viel Wert auf scheinbar nebensächliche Details und beweist, dass gerade hier entscheidendes Verbesserungspotenzial schlummert. So stammt die vertrauenerweckende Ausgangsbuchse von Switchcraft USA (selbst mehrfach teurere Instrumente sind dagegen fast durchweg mit No-Name Billigst-Buchsen bestückt!), bei den Potis fiel die Wahl auf die bewährten CTS aus den USA mit massiver Achse. Die Innenverdrahtung ist komplett mit Leitungen von Rheingold ausgeführt, jenem Wunderdraht, den Jürgen Weidner sen. als „Emotionsleiter“ bezeichnet. Auch wenn hier mancher jetzt verwundert den Kopf schüttelt und sich an Voodoo erinnert fühlt — bei Ärzten wie Therapeuten gilt: Wer heilt, hat recht. Und wenn ein Kabel hörbar besser klingt als andere und einen erfahrenen Musiker wie lan Melrose schon mal zu emotionalen Gefühlsausbrüchen hinreißt, dann muss da doch was dran sein, ob die Physik uns das nun plausibel erklären kann oder nicht. Offenbar ist nicht alles, was wir hören können, tatsächlich elektrisch messbar. Wer sich angesichts dieser Erkenntnis zu der Behauptung versteigt, alle Leiter klängen gleich, muss umdenken lernen.

Die restlichen Zutaten sind schnell abgehandelt: Erlenkorpus, Palisandergriffbrett und ein extrem solider Ahornhals mit einem ausgewachsenen Saitenabstand von 18 mm am Steg ergeben unterm Strich ein Instrument für Musiker, die es handfest lieben. Der Peter4 bringt satte vier Kilo auf die Waage, was in Verbindung mit dem Longscale-Format kleinere Männer und vor allem die Mädels schon fordern kann. Das lässt im Gegenzug einen nicht minder kernigen Ton vermuten. Die Verarbeitung ist wirklich erstklassig, ich habe selten eine so sauber gearbeitete Halstasche gesehen. Alles wirkt supersolide, nichts wackelt, rappelt, klirrt oder scheppert. Die Bünde sind tadellos abgerichtet, die Lackierung ist perfekt. Markantes Erkennungszeichen der Flexx-Bässe ist die Kopfplatte mit der eigenwilligen Ausfräsung. Ob man hier ursprünglich mit der Flex heranging und die Bässe deshalb so heißen?

Nein, natürlich nicht! Trotz der puristischen Ausstattung mit nur einem Pickup, einem Volume und einem Tonregler produziert der Bass eine ganze Fülle an Klangfarben, abhängig von der Spielweise. Man kann ihn streicheln wie ein Jazzer, dann schnurrt er ganz sanft. Oder man bearbeitet ihn mit einem Plektrum, dann spricht er mit einer felsenfesten, unerschütterlichen Stimme, die einen weit aus teureren Bass vermuten lässt. Ich habe außerdem den Funkdaumen als Slapper probiert und war verblüfft, mit welch knackigem Druck sich das Klangbild nun präsentierte. Ich musste mich doppelt vergewissern, dass dies ein passiver Bass ist und sich nicht irgend wo ein aktiver Preamp verbirgt. Hierfür zeichnen in erster Linie der exklusiv für FLEXX gefertigte Tonabnehmer und die aufwendige Innenverdrahtung verantwortlich. Das Sustain ist in nahezu allen Lagen überdurchschnittlich gut und ziemlich ausgewogen, was sicher auch auf das Konto der massiven Wilkinson-Brücke geht. Der Peter4 ist selbst bei nur einem Meter Abstand zum Verstärker fast vollkommen nebengeräuschfrei, was neben der exzellenten Rheingold-Verdrahtung vermutlich einer sauberen Abschirmung geschuldet ist.

Man ist mit dem Peter4 also stilistisch keineswegs festgelegt und somit höchst flexibel, was sich im Firmennamen widerspiegelt. Wer also nicht so viel Geld für einen angesagten Edelbass erübrigen kann oder will und doch ein grundsolides, perfekt verarbeitetes und klanglich wie stilistisch universell ein-setzbares Instrument sucht, der sollte unbedingt ein Ohr riskieren. Mich hat der Flexx Peter4 jedenfalls voll überzeugt. Die scheinbar unbedeutenden Tuningmaßnahmen haben gezeigt, dass sich der ganze Aufwand hörbar lohnt. So erhält man mit dem Peter4 eine in vielen Punkten verbesserte Version des legendären US-Originals für einen in etwa vergleichbaren Kaufpreis. Wenn das kein Grund zur Freude ist!

FLEXX Peter4  BQ

Resümee

Der FLEXX Peter4 ist durchaus ein Arbeitsgerät für echte Kerle. Zierliche Frauenhände dürften mit dem Peter4 nicht glücklich werden, und beim Stimmen der G-Saite hat auch meine Armlänge nur mit knapper Not gereicht. Dafür erhält man eine Longscale-typische Präzision und Ansprache mit beeindruckendem Fundament und Sustain.

Der Peter4 klingt in jeder Lage souverän und kontrolliert, ist somit der tieftönende Chef im Ring und übertrifft nach meinem Dafürhalten das Original in allen entscheidenden Disziplinen, ob Attack, Sustain, Homogenität, Klangreinheit oder Druck.

Abgerundet wird das positive Gesamtbild durch eine einwandfreie Verarbeitung sowie solide hochwertige Komponenten namhafter Hersteller.

Das ist ihm absolut gelungen, sodass ich jedem interessierten Bassisten ans Herz legen möchte, bei Gelegenheit nach Duisburg auf einen Sprung ins Ladenlokal vorbei zu schauen. Denn nur dort kann man den Peter an testen und käuflich erwerben. Aber Vorsicht: Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ihr nachher mit einem neuen Bass im Gepäck die Heimreise antretet, vielleicht noch mit `nem Amp/Box plus ein paar Kabeln obendrein ...


Öffnungszeiten

Montag - Donnerstag (auf Termin)

Freitag 12:00 - 18:30 Uhr

Samstag 10:00 - 16:00 Uhr

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info@rheingold-music.de

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